Vier flache Quader auf die Erde gelegt. Vier Körper aus Stein, Holz, Stahl und Beton greifen sich Raum, begegnen sich. Wer den Weg der Hoffnung zurückgelegt hat, ist
ihnen in anderer Form schon einmal begegnet. Hier nun finden die Erfahrungen des Weges - Schöpfung, Freude, Trauer, Auferstehung und Hoffnung - zueinander. In konzentrierter Form liegen sie da,
und in der Begegnung zwischen ihnen entsteht neuer Raum, ein fünfter, offener Körper, der in der Verbindung der vier Quader sichtbar wird und sie zugleich verbindet: das Kreuz, das alle
Grunderfahrungen des Lebens in sich trägt.
Ein unscheinbares Kreuz. Eigentlich ja nicht sichtbar, nicht zu fassen. Es sind die konkreten, fassbaren Erfahrungen des Lebens, die ihm Form geben: das Staunen über
das geschaffene Leben, Freude am Wachsen und Werden, Trauer über das, was wir gehen lassen mussten, dunkle Momente, und in allem die Hoffnung und auch die Erfahrung vom Neuwerden von erloschenem
Leben. Auferstehung. Hier ist es, wo Glaube Form erhält.
Ein nahes Kreuz. Kein Monument, nicht unnahbar auf einen Sockel gestellt, sondern dem Boden verhaftet. Auf den Quadern darf man sich niederlassen, die Rume zwischen
ihnen sind Wege, die begangen werden wollen. Eine Einladung, auf das Kreuz einzugehen, das Kreuz und seine Bedeutung für sich zu entdecken.
Ein offenes Kreuz. Die Quader zeichnen nur seine Mitte in den Raum, die Arme aber laufen ohne Grenzen in die Landschaft hinaus. Der Längsbalken ist nach Osten
gerichtet, kommt vom Abend her, läuft dem Morgen zu: Er zeichnet so die Linie vom Vergehen zum Werden. Auferstehung, die über den Tod hinausläuft.
Dem Licht zugewandt. Die grossen Flächen der liegenden Quader sind dem Himmel über sich zugewandt. Das Kreuz weist nicht nur auf den Himmel ber sich hin, es gibt
sich ihm hin. Eine erwartende Haltung, vertrauend, ganz der Wirklichkeit geöffnet, die jedes Leben mit seinen Erfahrungen trägt und umfasst. Auf den Einen hin, der Ursprung und Ziel allen Lebens
ist.
Jürg Bräker